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In diesem Artikel befassen wir uns mit der Forschung über Marihuana und Depressionen und diskutieren, ob medizinisches Marihuana oder CBD eine mögliche Behandlung für Depressionen sein kann.
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Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit etwa 322 Millionen Menschen von Depressionen betroffen. Das sind 18 % mehr, als noch 10 Jahre zuvor. Die WHO nimmt an, dass alleine in Deutschland 5,2 % der Bevölkerung an der Erkrankung leiden.
Depressive Phasen werden häufig durch belastende Ereignisse hervorgerufen. Wie zum Beispiel ein Todesfall, ein einschneidendes Erlebnis oder auch ein immer wiederkehrender Lockdown. Für viele Menschen sind Depressionen jedoch eine Stimmungsstörung, die auf alternative Behandlungsmethoden wie medizinisches Marihuana ansprechen kann.
Cannabis ist für seine stimmungsaufhellende Wirkung bekannt. Eine Studie hat zum Beispiel untersucht, ob Marihuana ein Therapiemittel gegen Depressionen, oder bei Angststörungen sein könnte. So ist beispielsweise bekannt, dass Konsumentinnen und Konsumenten, die unter sozialer Ängstlichkeit leiden, besonders gerne auf die entspannende Wirkung von Cannabis zurück greifen, um sich weniger ängstlich zu fühlen.
Auch in Deutschland wird medizinisches Cannabis immer häufiger in der Schmerztherapie eingesetzt. Neben der Gabe zur Linderung von Schmerzen kann Marihuana allerdings auch stimmungsaufhellend wirken. Deshalb stellt sich die Frage, ob es auch als Mittel gegen Depressionen eingesetzt werden könnte.
An der Universität von New Mexico haben Forscher genau diesen Wirkungsmechanismus untersucht. Die Ergebnisse haben sie in einer Studie zusammengefasst, die im „Yale Report of Biology and Medicine“ veröffentlicht wurde. In der Studie wurden 1819 Menschen mit 5876 Cannabis-Verabreichungen überwacht. Um die Auswirkung vom Konsum von Cannabis auf Depressionen zu untersuchen, haben die Forscher eine Datenauswertung über die App “Releaf” vorgenommen.
Der Forscher Jacob Miguel Vigil vom Fachbereich Psychologie beschreibt das Ergebnis der Studie so: “Eine Cannabisblüte mit einem hohen THC-Gehalt könne Depressionssymptome kurzfristig senken. Dazu zählen demnach positive Nebenwirkungen wie Glücksgefühle, Optimismus, das Gefühl innerer Ruhe und Entspannung.”
Allerdings erlebten 20 % der Patienten Nebenwirkung wie eine schlechte Stimmung oder sie verloren ihren Antrieb. Wichtig ist auch, dass die Studie keine Erkenntnisse über langfristige Auswirkungen zwischen Cannabis und Depressionen untersuchte.
Einige Forschungsarbeiten haben jedoch einen möglichen Zusammenhang zwischen starkem Cannabiskonsum und Depressionen nachgewiesen. Aber selbst diese Studien sind größtenteils nicht vollständig bestätigt oder zeigen einen schwachen Zusammenhang. So wurde beispielsweise in einer 2020 im American Journal of Addiction veröffentlichten Literaturübersicht festgestellt, dass Cannabiskonsum bei Menschen mit Angst- und Stimmungsstörungen weit verbreitet ist. Die Autoren der Übersichtsarbeit kamen zu dem Schluss, dass der Mangel an klinischen Langzeitstudien den Bedarf an strengeren, gezielten klinischen Studien unterstreicht, um den Zusammenhang zwischen Stimmungsstörungen und Cannabis verstehen und wissenschaftlich belegen zu können.
Um der Wirkung von CBD bei Depressionen auf die Spur zu kommen, wurden Studien an Tieren durchgeführt. So hat eine Studie die an Mäusen durchgeführt wurde untersucht, die antidepressiv wirkenden Effekte von CBD sowie die Rolle der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin zu erforschen. In dieser Studie aus dem Jahr 2018, die in der Fachzeitschrift Progress in Neuro-Psychopharmacology and Biological Psychiatry veröffentlicht wurde, stellten die Forscher fest, dass CBD die Symptome von Depressionen durch die Wirkung von Serotonin im zentralen Nervensystem lindern kann.
Eine andere wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 2015 widmete sich ebenfalls der Frage, ob CBD eine antidepressive Wirkung bei Tieren erzielen kann. Dabei wurden Hinweise darauf gefunden, dass CBD sich steigernd auf den Serotonin- und den Glutamat-Spiegel auswirken kann. Bei Glutamat handelt es sich ebenfalls um einen Botenstoff. Bei Menschen, die depressiv sind, kann nicht sichergestellt werden, dass die Astrozyten der Aufgabe in allen emotionalen Zentren im Gehirn nachkommen können. Astrozyten sind dafür zuständig, dem Körper überflüssiges Glutamat zu entsorgen. Aus diesem Grund ist neben Serotonin auch Glutamat bei der Erforschung von Depressionen von Interesse.
Es gibt zahlreiche Studien, in denen der Frage nachgegangen wurde, ob Cannabiskonsum psychische Erkrankungen wie Ängste, Depressionen oder sogar Psychosen verursacht. In der Wissenschaft werden diese Themen durchaus kontrovers diskutiert. Das heißt: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann die Frage, ob Cannabis als eine alleinige Ursache für psychische Erkrankungen in Frage kommt, nicht eindeutig beantwortet werden.